Reporting & Kommunikation

Transparenz für den Wandel

Nachhaltigkeits-Reporting gibt Transformationsimpuls für den Textil- und Ledersektor in Bangladesch

Die Herausforderung

Mit einem Anteil von zehn Prozent am Bruttoinlandsprodukt und mehr als 4.000 Fabriken ist der Textil- und Ledersektor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Bangladesch – und hat damit maßgeblichen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung in dem südasiatischen Land. Das Unglück von Rana Plaza war ein Weckruf: Bei dem Einsturz des Gebäudes im April 2013 haben über 1000 Menschen ihr Leben verloren, mehr als 2000 Menschen wurden verletzt – unter ihnen größtenteils Arbeiter*innen von Textilunternehmen.

Seither ist viel passiert: Fabrikbesitzer*innen, Verbände und die Regierung haben Anstrengungen für eine nachhaltigere Entwicklung unternommen. So investierten Textilunternehmen im Schnitt 500.000 Euro in Arbeits- und Feuersicherheitsmaßnahmen; Verbände setzten Monitoring- und Trainingsprogramme auf und die Regierung bekannte sich zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Doch noch bestehen umfangreiche soziale und ökologische Herausforderungen.

Mit Blick auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa hat sich gezeigt: Anspruchsvolle Nachhaltigkeitsberichte schaffen Transparenz und haben die Kraft nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Die Fragen, die sich vor diesem Hintergrund stellten: Kann ein Verbands-Reporting dazu beitragen, die Textil- und Lederbranche nachhaltig zu verändern? Schafft die Nachhaltigkeits-Berichterstattung ein Bewusstsein für nachhaltige Managementansätze und Performance-Messung? Und kann sie Fabrikbesitzer*innen, Mitarbeiter*innen und Politiker*innen motivieren, bestehende Anstrengungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zu intensivieren?

Die Rolle von Stakeholder Reporting

2018 hat die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die GFA Consulting Group beauftragt, eine Strategie für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im Textil- und Ledersektor in Bangladesch zu entwickeln. Im August 2018 trat die GFA an Stakeholder Reporting heran und bat uns, einen Teilbereich des Projekts durchzuführen. Die Aufgabe: Verbände der Textilindustrie für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und ein gemeinsames Verbands-Reporting aufzubauen.

In den darauffolgenden Wochen führten wir Gespräche mit den größten Verbänden der Textil- und Lederbranche in Bangladesch (BGMEA, BKMEA, BTA, LFMEAB) und stellten den „Business Case“ für Nachhaltigkeits-Reporting vor. Die Resonanz war durchweg positiv. Dabei favorisierten alle Verbände den Ansatz der Global Reporting Initiative (GRI) als Standard für die Berichterstattung. Darüber hinaus entwickelten wir zusammen mit der GFA ein Schulungs- und Coachingkonzept mit dem Zweck, die vier Verbände bei der Erstellung ihres GRI-Berichts (Core) zu begleiten.

Aber nicht nur die Verbände waren überzeugt. Auch die Wirtschaft zeigte großes Interesse an dem Projekt: So haben wir zusätzlich die sechs Pilotunternehmen Apex Footwear Ltd., Cute Dress Industry Ltd., Echotex Ltd., Escort Footwear Ltd., Anjuman Trading Corporation Ltd., Urmi Group sowie Picard Bangladesh Ltd.  auf dem Weg zu ihrem ersten GRI-Berichten begleitet. Alle sechs Unternehmen beliefern europäische Handelsunternehmen und wurden beim Erstellungsprozess von lokalen Berater*innen unterstützt, die überwiegend für nationale und internationale Auditgesellschaften (GSCS, Intertek, iota, SGS, TÜV Rheinland, PwC) tätig sind. Stakeholder Reporting schulte die Berater*innen zu den Themen „Wesentlichkeitsanalyse“, „GRI-Berichterstattung“ und „Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten“, um hier Wissenslücken bei speziellen Nachhaltigkeitsaspekten zu schließen.

Während der anderthalbjährigen Projektlaufzeit besuchten Carolin Friedrich (Leiterin unseres Berliner Büros) und Karen Frauen (Senior Consultant) sieben Mal die Unternehmen und Verbände vor Ort, führten 25 Meetings und Workshops sowie 45 Webinare durch. Am Ende konnten zehn GRI Reports (Core) umgesetzt werden. Das Projekt endete am 24. Juni 2020 offiziell mit einem Webinar.

Das Resultat: Am Ende konnten zehn GRI Reports (Core) umgesetzt werden.

Die Lösung

  • Einbindung der Managementebene der Verbände und Unternehmen
  • Aufbau eines Trainings- und Schulungskonzepts mit klarem Ergebnisfokus und konkretem Mehrwert für Verbände und Unternehmen
  • Beratungsleistung in Bezug auf Texterstellung nach GRI, Kennzahlenerhebung und Designprozess
  • Schulung von lokalen Consultants im GRI-Reporting als Beitrag zum Projekterfolg und zur Marktentwicklung

 

As an association, after the first reporting experience, we are planning to continue this practise in future as it is a tool for showing the organization’s accountability in the field of economy, environment and society towards the world. – BTA

Das Transformationspotenzial

  • Commitment aller Verbände und Unternehmen, die Berichterstattung zu verstetigen und auszubauen
  • Wunsch nach Ausbau nationaler Netzwerkstrukturen und Aufnahme eines internationalen Dialogs zwischen Hersteller*innen und Handel
  • Vor dem Hintergrund des Lieferkettengesetzes einen Ansatz für mehr sektorale Transparenz, der auch auf andere Branchen anwendbar ist, geschaffen